Forschungsprojekt
Beschreibung / Inhalte
Hintergrund:
Das Ziel dieser Studie ist es, die Machbarkeit von Beteiligungsstrukturen nach dem Konzept von PEF in der beruflichen Integration zu überprüfen. Die Einflussfaktoren auf PEF sowie die Bedürfnisse der Teilnehmer*innen und Berater*innen bezüglich des Integrationsprozesses sollen hierzu erhoben werden. Dem Bildungsträger der analysierten Integrationsmaßnahmen soll Rückmeldung zu seinen Prozessen mit dem Fokus auf Beteiligungsstrukturen gegeben werden.
Methode:
Der Leitfaden orientiert sich am Entscheidungsfindungsprozess nach der Definition von Bieber et al. (2007). Folgende Faktoren (deduktive Oberkategorien), die den Verlauf des Entscheidungsprozesses beeinflussen, werden durch den Leitfaden abgebildet:
- Individuelle Beraterinnen- und Beraterfaktoren
- Werte und Erfahrungen der Beraterinnen- und Berater
- Individuelle Teilnehmerinnen- und Teilnehmerfaktoren
- Werte und Einstellungen der Teilnehmenden
Ergebnisse:
Zentral ist, dass sich Beratende des Bildungsträgers als Interessen-vermittelndes Bindeglied zwischen Leistungserbringer (Jobcenter) und Maßnahmen-Teilnehmenden verstehen. Dabei treten drei kritische Entscheidungsmomente in den Vordergrund:
1. Die angebotene Maßnahme wahrnehmen.
2. Das individuelle Maßnahmenziel mitbestimmen.
3. Die Angebote im Rahmen der Maßnahme annehmen.
Die Bildungsabschlüsse der neun Teilnehmenden sind divers. Alle Befragten äußern das Bedürfnis, berufliche Entscheidungen eigenverantwortlich fällen zu wollen. Individuelle Faktoren der Teilnehmenden werden in Darstellungen der Befragten als Typen wiedergegeben. Es wird der „Anschub brauchende“ Typ beschrieben, aber auch der, der keine oder wenig Unterstützung benötigt. Besonders sensibel stellt sich die Situation in der Gruppe der Menschen mit einem Alter über 50 Jahre dar, da hier häufig umfassende Berufs- und Lebenserfahrung die Beratung oder die „Unterstützungs-“ Situationen komplizieren.
Es lässt sich festhalten, dass die Interessen des Leistungserbringers (Jobcenter), der Bildungseinrichtung und der Teilnehmenden weder auf formaler noch auf menschlicher Ebene eindeutig kommuniziert werden. Der Entscheidungsprozess ist nicht transparent.
Schlussfolgerung und Ausblick:
Um sich zu beteiligen, muss die Information vorhanden sein, woran und wie sich beteiligt werden kann. Mit Blick auf die Entscheidungsstrukturen des abgebildeten Dreiecks lässt sich fordern, dass in einem ersten Schritt im Sinne der PEF ausführlichere Informationen über die Entscheidungsstrukturen in diesem Dreieck kommuniziert werden müssen. Aufbauend auf der Expertenrunde der Beratenden der untersuchten Einrichtung werden Handlungsempfehlungen in Form eines Moduls konkretisiert, um für Entscheidungsfindungsprozesse zu sensibilisieren und somit transparent kommunizieren zu können. Die Kenntnisse dieser Prozesse sollen Beteiligungsmöglichkeiten aufzeigen und somit die informationelle Grundlage für PEF in beruflichen Integrationsprozessen legen. Über eine Typenbildung in der Gruppe der Berater*innen und der Teilnehmer*innen sollen Anhaltspunkte zur Individualisierung der Maßnahmengestaltung gegeben werden. Außerdem sollen Beteiligungsstrukturen nach dem Konzept der PEF diskutiert werden. Schließlich sollen die Effekte von PEF auf Kohärenz und Selbstwirksamkeitserwartung im Kontext von Arbeitslosigkeit, Arbeitssuche und Arbeitsplatzerhalt identifiziert werden und als möglicher Ansatzpunkt für Gesundheitsförderung in dieser besonderen Lebenslage dienen.
Projektbeschreibung von Projektverantwortlichen übernommen.
Projektdaten
Beginn:
01.10.2014
Abschluss:
30.04.2017
ICF-Bezug des Projekts:
- Das Projekt hat keinen ausdrücklichen ICF-Bezug.
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt
Projektleitung:
- Baum, Annika, MPH |
- Hampel, Petra, Prof. Dr.
Institutionen:
Europa-Universität Flensburg
Abteilung Gesundheitsbildung und Gesundheitspsychologie
Institut für Gesundheits-, Ernährungs- und Sportwissenschaft
Auf dem Campus 1
24943 Flensburg
Telefon:
0461-805-2864
E-Mail:
annika.baum@uni-flensburg.de
Homepage:
https://www.uni-flensburg.de/
Baum, Annika; Hampel, Petra (2016): Selbstbestimmung in beruflichen Integrationsprozessen durch partizipative Entscheidungsfindung. Poster auf dem 25. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium vom 29. Februar bis 2. März 2016 in Aachen. In: Gesundheitssystem im Wandel - Perspektiven der Rehabilitation, Deutsche Rentenversicherung Bund - DRV (Hrsg.): Berlin, S. 242-244.
Weitere Publikationen zum Thema Partizipation in der beruflichen Rehabilitation:
RehaFutur (2012): Weiterentwicklung der beruflichen Rehabilitation auf Basis der Empfehlungen der wissenschaftlichen Fachgruppe RehaFutur unter Beteiligung der Akteure.
Elwyn G., Frosch D., Thomson R., et al. (2012): Shared Decision Making: A Model for Clinical Practice. Journal of General Internal Medicine; 27(10):1361-1367. doi:10.1007/s11606-012-2077-6.
Bieber, C., Loh, A., Ringel, N., Eich, W. & Härter, M. (2007): Patientenbeteiligung bei medizinischen Entscheidungen: Manual zur Partizipativen Entscheidungsfindung (Shared Decision-Making). Freiburg: Universitätsklinikum.
Referenznummer:
R/FO125719
Informationsstand: 29.12.2021