UFO - Einsatz neUrophysiologischer Schnittstellen und taktil unterstützter virtueller Realität zur Förderung von beruflicher InklusiOn

Unsere Fragen wurden im März 2025 von Laura Bareiß (Universität Stuttgart) beantwortet.


Welche Ziele haben Sie sich im Projekt UFO gesetzt?

Im Projekt UFO haben wir uns zum Ziel gesetzt, neurodivergente Personen durch die Entwicklung eines Trainings in Virtueller Realität bei Stresssituationen im Alltag zu unterstützen. Dabei haben wir insbesondere Menschen mit Autismus berücksichtigt. Mit dem Trainingskonzept, das wir innerhalb unseres Projektes entwickelten, wollten wir die Zielgruppe auf die Herausforderungen sozialer Interaktion vorbereiten und damit nachhaltig und effektiv die berufliche Inklusion fördern. In der Virtuellen Realität simulierten wir soziale Interaktionen und gaben der Zielgruppe die Möglichkeit, Strategien für einen besseren Umgang mit herausfordernden sozio-emotionalen Zuständen zu entwickeln. Ein weiteres Ziel des Projekts bestand in der Aufklärung und Sensibilisierung der neurotypischen Bevölkerung für alltägliche Herausforderungen und Bedarfe neurodivergenter Personengruppen, um die Potenziale neurodiverser Perspektiven in der beruflichen Zusammenarbeit zu fördern.

 

Gibt es Themen und Schwerpunkte, die sich für Sie im Projekt als besonders wichtig herausgestellt haben, wenn es um die Verfolgung dieser Ziele geht? Falls ja: Welche?

 Wichtig bei der Durchführung der im Projekt UFO eingeplanten Studien zur Erfassung der Bedarfe und Voraussetzungen der Zielgruppe sowie der Evaluation der entwickelten technischen Komponenten und des Gesamtsystems war die Anpassung an unsere spezifische Zielgruppe und deren Bedarfe. In diesem Kontext war es uns ein wichtiges Anliegen, unsere Zielgruppe zu den Zielsetzungen und Hintergründen unseres Forschungsvorhabens zu informieren. Auch wollten wir deren Bereitschaft fördern, während des gesamten Projektes an den Testungen mitzuwirken.

 

Was sind für Sie zentrale Herausforderungen, mit denen Sie innerhalb der Projektlaufzeit konfrontiert wurden? Mit welchen Lösungsansätzen sind Sie diesen Herausforderungen gegenübergetreten?

 Eine spezielle Herausforderung innerhalb des Projekts UFO lag vor allem bei der Akquise von Probandinnen und Probanden. Da die Durchführung der im Projekt eingeplanten Studien von innovativen technischen Entwicklungen geprägt war, konnten wir vor allem männliche und technikaffine Probanden erreichen. Unser Trainingsansatz ist daher stark von der Perspektive dieser Gruppe geprägt. Um auch weniger technikaffinen Personen den Zugang zu ermöglichen, wurden in der virtuellen Umgebung zu Beginn ausführliche Einweisungen in die Technik und deren Funktionalität eingebunden und auf Schnittstellen zu Alltagsszenarien Wert gelegt.

Eine weitere Herausforderung bestand darin, dass unsere Messungen deutlich mehr zeitliche und finanzielle Ressourcen in Anspruch nahmen als ursprünglich geplant. Dies lag vor allem daran, dass wir uns bemühten, stressbehaftete Situationen für unsere Probanden durch unvorhersehbare Anforderungen oder unbekannte Orte zu vermeiden. Daher reisten wir nach detailgenauem Austausch und Online-Vorstellungen unseres Vorhabens mit unserem Equipment an verschiedene Orte innerhalb Deutschlands, um unsere Studien jeweils an für unsere Probanden bekannten Orten durchzuführen.

 

Ausgehend von Ihren im Projekt gewonnenen Erkenntnissen und Erfahrungen: Inwiefern können technikgestützte Trainingsmaßnahmen dazu beitragen, die berufliche Teilhabe von Menschen im Neurodivergenzspektrum zu unterstützen? Welche Handlungsempfehlungen würden Sie ausgehend von den Projektergebnissen in diesem Zusammenhang aussprechen?

Für uns besteht das Potenzial von Virtueller Realität im Rahmen der Förderung beruflicher Inklusion vor allem darin, dass durch die Technologie ein Training von Situationen innerhalb der Arbeitswelt im geschützten Raum ermöglicht wird. Dies ist insofern der Fall, als dass sich Menschen mit Autismus häufig in Virtueller Realität wohl und sicher fühlen. Gleichzeitig können die mit diesem Training geförderten Kompetenzen auf die nicht-virtuelle Arbeitswelt übertragen werden. Damit kann Virtual Reality Menschen mit Autismus dabei unterstützen, herausfordernden Situationen im Alltag besser gegenüberzutreten. Um die Potenziale eines virtuellen Trainings nutzen zu können, ist es aus unserer Sicht essenziell, die für neurodivergente Personen herausfordernden Alltagssituationen zunächst zu ermitteln, um anschließend Maßnahmen zum Training dieser Situationen zu entwickeln.

 

Welche Erkenntnisse, die Sie innerhalb der Projektlaufzeit gewinnen konnten, würden Sie als besonders wichtig bezeichnen?

 Für besonders relevant halten wir einen angemessenen Umgang mit der jeweiligen Zielgruppe. Wichtig ist aus unserer Sicht daher, auf die Herausforderungen und Bedürfnisse neurodivergenter Personen einzugehen und kreative Lösungswege zu finden, um stressbehaftete Situationen zu vermeiden und eine hohe Bereitschaft zur Mitwirkung im Entwicklungsprozess zu erzielen. Nur so können aus unserer Sicht aussagekräftige Ergebnisse gewonnen und zielgruppenrelevante Schlussfolgerungen abgeleitet werden.

 

Wenn Sie auf die Zielsetzung des Projekts sowie dessen Verlauf zurückblicken: Wo sehen Sie nach Abschluss von UFO weiteren Forschungsbedarf und welche Fragestellungen würden Sie in diesem Kontext benennen?

 Weiteren Forschungsbedarf sehen wir bei der (technischen) Weiterentwicklung und Fortführung bisheriger Untersuchungen zur Ableitung und Interpretation neurophysiologischer Signale, der Wahrnehmung taktilen Feedbacks und der Gestaltung und Funktionalität der virtuell gestützten Trainingsumgebung. Ergänzend sollte künftig eine Ausweitung der Zielgruppe erfolgen, die nicht nur Menschen mit Autismus, sondern weitere neurodivergente Gruppen wie Personen mit ADHS oder Komorbiditäten in den Blick nimmt.

Ziele des Projektes

Im Projekt UFO sollte Menschen mit Autismus und anderen neurodivergenten Personen mit einem virtuellen Training geholfen werden, besser mit stressigen Alltagssituationen umzugehen.

Ziel war es, soziale Interaktionen in einer sicheren Umgebung (Virtuelle Realität) zu üben, um dadurch auch den Umgang in Situationen innerhalb der Arbeitswelt und damit die berufliche Teilhabe zu erleichtern.

Auch das Sensibilisieren und Informieren über neurountypische Menschen war wichtig, um mehr Verständnis für die Bedürfnisse neurodivergenter Menschen zu schaffen und ihre Stärken besser zu nutzen.

Besonders wichtige Themen

Die besondere Berücksichtigung der Bedürfnisse der Zielgruppe war im Projekt entscheidend: Die Teilnehmenden sollten genau wissen, worum es im Projekt geht, und motiviert werden mitzumachen.

Auch wurden die Technik und das Trainingssystem so gestaltet, dass sich die Teilnehmenden sicher fühlen und sich gut zurechtfinden konnten.

Eine zentrale Bedeutung hatte auch die Zielgruppenbeteiligung – also, die Betroffenen aktiv einzubeziehen.

Herausforderungen im Projekt

Im Projekt hatten sich vor allem technikinteressierte, männliche Personen beteiligt – andere Gruppen wurden schwerer erreicht.

Die Durchführung der Studien war zeit- und kostenintensiv, da man versuchte, stressige Situationen für die Teilnehmenden zu vermeiden.

Um den Teilnehmenden mehr Sicherheit zu geben, mussten die Studien an bekannten, vertrauten Orten durchgeführt werden, was viel Reise- und Organisationsaufwand für das Projektteam bedeutete.

Lösungsansätze gegenüber diesen Herausforderungen

Um mehr Personen zu erreichen, wurden Einführungen in die Technik und Verbindungen zum Alltag eingebaut.

Um Stress zu vermeiden, wurden individuelle Absprachen getroffen und die Testumgebungen an bekannte Orte der Teilnehmenden verlegt.

Die Kommunikation mit der Zielgruppe wurde besonders einfühlsam und transparent gestaltet.

Besonders wichtige Erkenntnisse

Virtual Reality kann ein sicherer Lernraum sein, besonders für Menschen mit Autismus.

Ein guter Umgang mit der Zielgruppe ist entscheidend für den Erfolg – das heißt: zuhören, einfühlen und Stress vermeiden.

Die Zusammenarbeit mit der Zielgruppe über die gesamte Projektzeit ist wichtig, um passende und wirksame Lösungen zu entwickeln.

Handlungsempfehlungen aus dem Projekt

Trainings in virtueller Realität sollten auf Alltagssituationen abgestimmt und auf die Bedürfnisse neurodivergenter Menschen ausgerichtet sein.

Vor der Entwicklung solcher Trainings sollte man die konkreten Herausforderungen im Alltag genau kennen.

Die aktive Einbeziehung der Zielgruppe verbessert die Qualität und Akzeptanz der Maßnahmen deutlich.

Weiterer Forschungsbedarf

Es sollte sich weiter damit beschäftigt werden, wie die Technik, zum Beispiel im Bereich neurophysiologischer Signale, taktiles Feedback (Berührungswahrnehmung) und der virtuellen Umgebung weiterentwickelt werden kann.

Ebenso besteht Bedarf bei der Ausweitung der Technik auf andere neurodivergente Gruppen wie bspw. Menschen mit ADHS oder Mehrfachdiagnosen (Komorbiditäten).

Es sollte auch untersucht werden, wie gut die gelernten Strategien aus der virtuellen Realität in den Alltag übertragbar sind.

Womit wurde sich im Projekt UFO beschäftigt?