InKas – Schulungen und Nachteilsausgleich
Unsere Fragen wurden im Dezember 2024 von Raphael Breuer (Handwerkskammer für München und Oberbayern) beantwortet.
Welche Ziele haben Sie sich im Projekt InKas gesetzt?
Das Hauptziel des InKas-Projekts war es, die Inklusion von Menschen mit Behinderung im Handwerk zu fördern. Ein zentraler Aspekt war die Durchführung von Schulungen zum Einsatz von Nachteilsausgleichen, um eine breitere Akzeptanz und Anwendung dieser Instrumente in der Berufsausbildung zu erreichen. Dies sollte insbesondere Prüfungs- und Ausbildungskommissionen, Inklusionsberatende sowie Ausbildende sensibilisieren, damit Menschen mit Behinderung bessere Chancen auf eine duale Ausbildung im Handwerk erhalten. Gleichzeitig war die langfristige Zielsetzung, diese Maßnahmen nachhaltig in den Handwerkskammern zu verankern.
Gibt es Themen und Schwerpunkte, die sich für Sie im Projekt als besonders wichtig herausgestellt haben, wenn es um die Verfolgung dieser Ziele geht? Falls ja: Welche?
Ein besonders wichtiger Schwerpunkt war die Sensibilisierung und Schulung der relevanten Akteure wie Prüfungskommissionen, Ausbildende und Inklusionsberatende, um das Bewusstsein für die Möglichkeiten und den Nutzen von Nachteilsausgleichen zu schärfen. Auch die individuelle Begleitung von Auszubildenden mit Behinderung und die flexible Anpassung der Schulungen an die spezifischen Bedürfnisse und Strukturen des Handwerkssektors erwiesen sich als entscheidend, um Inklusion nachhaltig zu fördern.
Was sind für Sie zentrale Herausforderungen, mit denen Sie innerhalb der Projektlaufzeit konfrontiert wurden?
Eine zentrale Herausforderung war der mangelnde Zugang kleinerer Handwerksbetriebe zu Informationen und Unterstützung im Bereich der Inklusion. Viele Betriebe hatten keinen systematischen Kontakt zu Menschen mit Behinderung und waren daher oft unsicher im Umgang mit Nachteilsausgleichen. Auch die Komplexität der Prüfungsanforderungen im Handwerk, die insbesondere Menschen mit Lernbehinderungen vor Schwierigkeiten stellte, war eine Herausforderung. Zudem war es schwierig, langfristig eingespielte Denkmuster zu durchbrechen und einen Bewusstseinswandel in den Betrieben zu erreichen.
Mit welchen Lösungsansätzen sind Sie diesen Herausforderungen gegenübergetreten?
Um die Informationslücke zu schließen, wurde eine pragmatische, unbürokratische Kommunikation angestrebt. Das Projekt setzte auf eine gezielte Vernetzung mit relevanten Akteuren und bot maßgeschneiderte Schulungen für verschiedene Zielgruppen an. Dabei wurde besonders Wert auf eine individuelle Begleitung der Betriebe und Auszubildenden gelegt. In Bezug auf die Prüfungsanforderungen wurde die Forderung aufgestellt, Prüfungsaufgaben in textoptimierter Form anzubieten, um die Zugänglichkeit für Menschen mit Lernschwierigkeiten und Sprachproblemen zu erhöhen.
Ausgehend von Ihren im Projekt gewonnenen Erkenntnissen und Erfahrungen: Mit welchen Maßnahmen kann die Inklusionskompetenz von Handwerkskammern gestärkt werden, wenn es um den Nachteilsausgleich geht? Welche Handlungsempfehlungen würden Sie ausgehend von den Projektergebnissen in diesem Zusammenhang aussprechen?
Für uns besteht eine wichtige Maßnahme im Rahmen einer Stärkung der Inklusionskompetenz in der Einrichtung von Inklusionslotsenstellen in den Handwerkskammern, um eine kontinuierliche Beratung und Begleitung der Betriebe zu gewährleisten. Zudem sollten regelmäßige Schulungen für alle relevanten Akteure, wie Prüfende und Ausbildungsberatende angeboten werden, um das Wissen über Nachteilsausgleiche und Inklusion zu erweitern. Ergänzend empfiehlt es sich aus unserer Sicht, beständige Netzwerke zwischen Handwerkskammern und den Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgebende aufzubauen, um eine transparente Kommunikation und eine effektivere Umsetzung von Inklusion zu fördern.
Welche Erkenntnisse, die Sie innerhalb der Projektlaufzeit gewinnen konnten, würden Sie als besonders wichtig bezeichnen?
Eine zentrale Lektion war, dass pragmatische und zielgruppenorientierte Ansätze am effektivsten sind. Besonders wichtig war die flexible Ausrichtung des Projekts, die es ermöglichte, auf die spezifischen Bedürfnisse der Handwerksbetriebe und Auszubildenden mit Behinderung einzugehen. Es zeigte sich auch, dass eine empathische und kontinuierliche Sensibilisierung eine Schlüsselrolle im Inklusionsprozess spielt und ein langfristiger Bewusstseinswandel notwendig ist, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken.
Wenn Sie auf die Zielsetzung des Projekts sowie dessen Verlauf zurückblicken: Wo sehen Sie nach Abschluss von InKas weiteren Forschungsbedarf und welche Fragestellungen würden Sie in diesem Kontext benennen?
Nach Abschluss des Projekts sehen besteht für uns weiterer Forschungsbedarf im Bereich der Evaluation der Langzeitwirkungen von Inklusion im Handwerk, insbesondere hinsichtlich der Beschäftigungsquote von Menschen mit Behinderung in Handwerksbetrieben und der langfristigen Integration in den ersten Arbeitsmarkt. Zudem sollte der Frage nachgegangen werden, wie sich die effektive Umsetzung von Nachteilsausgleichen auf die Ausbildungsqualität und die berufliche Entwicklung von Auszubildenden mit Behinderung auswirkt. Weitere Studien könnten auch die Akzeptanz und Nachhaltigkeit der Inklusionsmaßnahmen in kleinen und mittelständischen Handwerksbetrieben untersuchen.
Ziele des Projekts
Das InKas-Projekt hatte zum Ziel, die Inklusion von Menschen mit Behinderungen im Handwerk zu verbessern – insbesondere im Bereich der dualen Ausbildung.
Ein zentraler Baustein war die Schulung relevanter Akteure – wie Prüfungskommissionen, Ausbildende und Inklusionsberatende – im Umgang mit sogenannten Nachteilsausgleichen.
Langfristig sollten diese Maßnahmen fest in den Strukturen der Handwerkskammern verankert werden.
Besonders wichtige Themen
Um dafür zu sorgen, dass Wissen zu Nachteilsausgleichen zielführend vermittelt wurde, war die Art der Gestaltung der Schulungen wichtig. Sie sollten praxisnah, individuell angepasst und auf die Besonderheiten des Handwerkssektors zugeschnitten sein.
Ebenso entscheidend war die persönliche Begleitung von Auszubildenden mit Behinderung, um ihre individuellen Bedürfnisse angemessen zu berücksichtigen und echte Teilhabe zu ermöglichen.
Herausforderungen im Projekt
Ein großes Hindernis war der eingeschränkte Zugang vieler kleiner Handwerksbetriebe zu Informationen über Inklusion, wodurch häufig Unsicherheiten im Umgang mit Menschen mit Behinderung bestanden.
Auch die oft sehr komplexen Prüfungsanforderungen im Handwerk stellten gerade für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder Sprachbarrieren eine Herausforderung dar.
Zudem war es nicht einfach, in den Betrieben ein neues Denken zu etablieren und bestehende Routinen aufzubrechen.
Lösungsansätze gegenüber diesen Herausforderungen
Das Projekt setzte auf einfache, direkte Kommunikation und individuell angepasste Schulungen. Besonders wichtig war der persönliche Kontakt und die kontinuierliche Begleitung – sowohl für Betriebe als auch für Auszubildende.
Um die Prüfungen barriereärmer zu gestalten, wurde angeregt, Aufgaben in einer vereinfachten Sprache anzubieten.
Besonders wichtige Erkenntnisse
Eine der zentralen Erfahrungen war: Je praxisnäher und zielgerichteter ein Angebot ist, desto größer ist seine Wirkung. Die flexible Ausrichtung des Projekts – angepasst an die Bedürfnisse von Betrieben und Auszubildenden – erwies sich als besonders erfolgreich.
Es zeigte sich außerdem, dass Sensibilisierung ein Prozess ist, der Empathie und Ausdauer erfordert.
Handlungsempfehlungen aus dem Projekt
Empfohlen wird die Einrichtung von Inklusionslotsen in den Handwerkskammern, die dauerhaft als Ansprechstellen für Betriebe dienen.
Außerdem sollten Schulungen zu Nachteilsausgleichen regelmäßig und verbindlich für alle Beteiligten angeboten werden.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist der Aufbau starker Netzwerke zwischen den Handwerkskammern und externen Unterstützungsstellen, wie den Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgebende, um eine bessere Zusammenarbeit und Informationsweitergabe zu ermöglichen.
Weiterer Forschungsbedarf
Zukünftige Forschung sollte untersuchen, wie sich Inklusionsmaßnahmen langfristig auf die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im Handwerk auswirken und wie es um die Akzeptanz solcher Maßnahmen steht.
Besonders interessant ist dabei die Frage, wie erfolgreich die Integration in den Arbeitsmarkt gelingt und ob Nachteilsausgleiche zu besseren Ausbildungs- und Berufschancen führen, kleine und mittlere Betriebe mit eingeschlossen.