Projektart: Gefördertes Projekt Studie
Entwicklung und Evaluation einer berufsspezifischen Intervention für psychosomatisch erkrankte Lehrerinnen und Lehrer im stationären Setting

Beschreibung / Inhalte

Mehr als zu 90% der deutschen Lehrerinnen und Lehrer scheiden vorzeitig aus ihrem Beruf aus. Die Hälfte der aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig dienstunfähigen Lehrkräfte wird dies aufgrund psychischer und/oder psychosomatischer Erkrankungen. Es muss davon ausgegangen werden, dass (negative) Interaktionen zwischen den spezifischen beruflichen Belastungen des Lehrerberufes, vorbestehenden gesundheitlichen Einschränkungen und individuellen Bewältigungsstrategien in hohem Maße zu dieser Situation beitragen.

In einem von der Regierung von Oberbayern - im Rahmen des Bayern-Aktiv-Programms - getragenen, auf drei Jahre angelegten Forschungsprojekt wird in der Medizinisch-Psychosomatischen Klinik Roseneck derzeit eine berufsbezogene Therapiegruppe entwickelt und evaluiert, in der zentrale Aspekte der Lehrerbelastung therapeutisch bearbeitet werden. Wichtige Themen sind u. a. Klärung der Ursachen und Folgen von chronischem Stress, Erstellung individueller Be- und Entlastungskreisläufe, Erweiterung des Repertoires an Stresspräventions- und Bewältigungsstrategien (v.a. durch Anwendung kognitiver und verhaltenstherapeutischer Techniken), Erhöhung der Entscheidungskompetenz in beruflichen Stresssituationen (Problemlösetraining) und Ausbau einer Erholungswelt.
Das erklärte Ziel dieser Therapiegruppe ist es durch einen flexiblen Einsatz von stressreduzierenden und präventiven Maßnahmen einen besseren Transfer erlernter Inhalte in die berufliche Praxis zu leisten und damit den Therapieerfolg auf Dauer zu festigen.

Bei dem Projekt handelt es sich um eine kontrollierte Studie im Kohortenstudiendesign. Patienten der Interventionsgruppe erhalten eine zum regulären Behandlungsangebot zusätzliche Psychotherapie in Form einer Gruppentherapie in 8 Sitzungen à 100 Minuten. Patienten der Kontrollgruppe nehmen nur an der schriftlichen Befragung teil. Die verwendete Testbatterie, die den Teilnehmern bei Aufnahme, Entlassung, nach drei und zwölf Monaten vorgelegt wird, fragt neben allgemeinen Bedingungsfaktoren zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Stress (z. B. Arbeitsmerkmale, Erfolgserleben, Burnout), auch allgemeine (z. B. Resignationstendenz, Symptom-Checkliste, Rentenbegehren) und spezifische Therapie-Erfolgskriterien (z. B. Selbstmanagementfähigkeiten, dysfunktionale Einstellungen) ab. Die Interventionsgruppe startet in der Klinik Roseneck im Mai 2004.

Projektbeschreibung von Projektverantwortlichen übernommen.

Beginn:

01.01.2002


Abschluss:

31.10.2006


Kostenträger:

  • Regierung von Oberbayern, 'Bayern Aktiv Programm'

Projektleitung:

  • Hillert, Andreas, Prof. Dr. Dr. |
  • Sosnowsky-Waschek, Nadia, Prof. Dr. |
  • Lehr, Dirk, Prof. Dr. |
  • Koch, Stefan, Dr., Dipl.-Psych.

Institutionen:

Medizinisch-Psychosomatische Klinik Roseneck
Am Roseneck 6
83209 Prien am Chiemsee
Telefon: 08051 680 E-Mail: ahillert@schoen-kliniken.de

Universität Marburg
Institut für Medizinische Psychologie

Hillert A, Maasche B, Kretschmer A, Ehrig Ch, Schmitz E: Psychosomatische Erkrankungen bei LehrerInnen: sozialer Kontext, Inhalte und Perspektiven stationärer Behandlungen im Hinblick auf die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit. PPmP 49 (1999) 375-380

Hillert A, Maasche B, Kretschmer A, Staedtke, D., Schmitz E: Geschlechtsspezifische Unterschiede von LehrerInnen in stationärer psychosomatischer Behandlung. In: U. Worringen, Ch. Zwingmann (Hrsg.) Rehabilitation weiblich - männlich. Juventa Verlag Weinheim und München 2001, 127-150

Hillert, A, Lehr, D, Pecho, L (2001) Berufsgruppen bezogene Therapieansätze? Zur Relativität therapeutischer Perspektiven am Beispiel psychosomatisch erkrankter LehrerInnen. In: Bassler, M: (Hrsg.) Störungsspezifische Ansätze in der stationären Psychotherapie. Psychosozial-Verlag Giessen 2001, 74-87

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Jehle, P., Gayler, B., Loebel, H.-Ch.., Hillert, A., Maasche, B.: Entstehende Dienstunfähigkeit von Lehrkräften. Ein interdisziplinäres und präventionsorientiertes Projekt. In: Enders, Ch., Hanckel, Ch., Möley, S. (Hrsg.): Lebensraum - Lebenstraum - Lebenstrauma Schule. Deutscher Psychologen Verlag Bonn, 1999, 200-206

Jehle P, Gayler B, Hillert A, Seidel G: Entstehende Dienstunfähigkeit von Lehrpersonen. Eine Befragung psychosomatisch erkrankter Lehrer. In: Beetz-Rahm S, Denner L, Riecke-Baulecke T. ( Hrsg.): Jahrbuch für Lehrerforschung und Bildungsarbeit Bd. 3, Juventa-Verlag Weinheim und München, 2002, 283-298

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Schmitz, E., Hillert, A., Lehr, D., Pecho, L., Deibl, Ch.: Risikofaktoren späterer Dienstunfähigkeit: Zur möglichen prognostischen Bedeutung unrealistischer Ansprüche an den Lehrerberuf. Zeitschrift für Personalforschung 16, 2002, 415-432

Hillert, A., Schmitz, E. (Hrsg): Psychosomatische Erkrankungen bei Lehrerinnen und Lehrern. Ursachen, Konzepte, Prävention, therapeutische Ansätze. Schattauer-Verlag, Stuttgart 2004 mit zahlreichen Beiträgen zum Thema

Hillert, A., Sosnowsky, N. & Lehr, D. (2005): Idealisten kommen in den Himmel, Realisten bleiben AGIL! Risikofaktoren, Behandlung und Prävention von psychosomatischen Erkrankungen im Lehrerberuf. Lehren und Lernen, 31, 17-27.

Referenznummer:

R/FO3185


Informationsstand: 21.04.2022