Projektart: Eigenprojekt
Entwicklung einer Indikatorenliste zur sozialmedizinischen Beurteilung der Reintegrationsprognose und des Rehabedarfs bei Rentenantragstellern mit psychischen Erkrankungen (IREPRO)

Beschreibung / Inhalte

Ziel:

Für die sozialmedizinische Begutachtung von Erwerbsminderungsanträgen aufgrund psychischer Erkrankungen wird eine Arbeitshilfe zur standardisierten Ableitung der Besserungsprognose und des Rehabilitationspotentials in Form einer Indikatorenliste entwickelt.

Die Indikatorenliste dient:

  • der Ableitung der Prognose für die Wiedererlangung des vollen oder teilweisen Leistungsvermögens. Sie soll die Prognosegenauigkeit deutlich verbessern.
  • Sie soll differenzieren zwischen Versicherten mit einer niedrigen, mittleren und hohen Reintegrationspotential. Versicherte mit gutem Reintegrationspotential können so zielgerichtet ausgewählt und unterstützt werden.
  • Sie soll erfassen, welche rehabilitativen Maßnahmen im Verantwortungsbereich der gesetzlichen Rentenversicherung zur Besserung beitragen können. Darüber hinaus sollen auch notwendige therapeutische oder rehabilitative Maßnahmen außerhalb des Verantwortungsbereichs der GRV erfasst werden.
Die Indikatorenliste soll sich am Krankheitsfolgenmodell (ICF) der WHO orientieren.

Hintergrund:

Hintergrund dieses Projektes ist der Mangel an einheitlichen Prinzipien der Prognosebeurteilung bei psychischen Erkrankungen in Rentengutachten und eine unsystematische Einbeziehung von rehabilitativen oder therapeutischen Behandlungsmöglichkeiten. Dieser Mangel wurde u. a. in der Auswertung von Versichertenakten deutlich (Hesse 2001).
Außerdem kann aufgrund der neuen Rechtslage für Erwerbsminderungsrenten, die nun auch Teilrenten vorsieht, auch die Besserung von einer vollen zu einer teilweisen Erwerbsminderungsrente rehabilitatives Ziel sein und muss in die Prognose mit einbezogen werden. Darüber hinaus fordert das SGB IX eine vorrangige Prüfung des Rehabilitationsbedarfs auch im Rentenverfahren.

Methodisches Vorgehen:

Aufbauend auf der aktuellen Evidenz sowie praktischer Erfahrung werden in einer qualifizierten Arbeitsgruppe von Gutachtern und Rehafachleuten Indikatoren zur Beurteilung der Reintegrationsprognose ermittelt, operationalisiert und gewichtet. Den einzelnen Indikatoren werden (soweit möglich) rehabilitative Beeinflussmöglichkeiten gegenüber gestellt.

Die einzelnen Ergebnisschritte dieser Kleingruppenarbeit werden einem größeren Kreis von Experten zur Kommentierung vorgelegt (Delphi-Methode). Die Reaktionen werden in der Kleingruppenarbeit berücksichtigt. Abschließend wird die Indikatorenliste in einer Konsensuskonferenz beraten.

Die Indikatorenliste wird anschließend in einem Feldversuch bzgl. Praktikabilität und Alltagsnutzen untersucht.

Ergebnisse:

Es wurde ein Manual erstellt, indem 10 Indikatoren aus 3 Themenfeldern (Funktionsvermögen, Krankheits- und Behandlungsverlauf, Ressourcen) beschrieben werden. Die Bewertung der Indikatoren wird in einem Bewertungsprofil visualisiert und den rehabilitativen und therapeutischen Möglichkeiten gegenübergestellt. Zur Illustration des Vorgehens sind Fallbeispiele angefügt.

Das Manual wird auf Anfrage als pdf-Datei zur Verfügung gestellt.

Zum Folgeprojekt

Projektbeschreibung von Projektverantwortlichen übernommen.

Beginn:

01.07.2002


Abschluss:

31.12.2004


Kostenträger:

  • Verein zur Förderung der Rehabilitationsforschung e. V. Norderney (VfR)

Projektleitung:

  • Hesse, Bettina, Dr.

Institutionen:

Institut für Rehabilitationsforschung Norderney
Abteilung Sozialmedizin
Gartenstr. 194
48125 Münster

neue Anschrift Frau Dr. Hesse:
Deutsche Rentenversicherung Westfalen
Abteilung Sozialmedizin
Gartenstraße 194
48147 Münster
Telefon: 0251 238-0 E-Mail: bettina.hesse@drv-westfalen.de

Hesse, B. (2001): Rehabilitation und Frühberentung bei jüngeren Antragstellern mit psychischen Erkrankungen. Gesamtbericht. Unveröffentlichter Projektbericht. Institut für Rehabilitationsforschung Norderney, Abteilung Sozialmedizin Münster.

Hesse, B. & Gebauer, E. (2004): Entwicklung einer Indikatorenliste zur sozialmedizinischen Bewertung der Reintegrationsprognose und des Rehabedarfs bei Rentenantragstellern mit psychischen Erkrankungen (IREPRO). In: Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR)[Hg]: 13. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium. Selbstkompetenz - Weg und Ziel der Rehabilitation vom 8. - 10. März 2004 in Düsseldorf. wdv Gesellschaft für Medien und Kommunikation mbH & Co. OHG: Bad Homburg. 338-340.

Hesse, B. & Gebauer, E. (2004): Erfassung der Reintegrationsprognose und Rehabilitationsbedürftigkeit in der psychiatrischen Begutachtung von Rentenantragstellern. Das Gesundheitswesen, 66, 8/9, 578-579.

Hesse, B. & Gebauer, E. (2005): Erfassung der Reintegrationsprognose im psychiatrischen Rentengutachten. In: Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR)[Hg]: 14. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium. Rehabilitationsforschung in Deutschland - Stand und Perspektiven - vom 28. Februar bis 2. März 2005 in Hannover. wdv Gesellschaft für Medien und Kommunikation mbH & Co. OHG: Bad Homburg. 154-156.

Development of a List of Indicators Suitable for Assessing Prognosis for Reintegration and Rehabilitative Needs in Mentally III Persons Applying for Disability Pension (IREPRO)

Objective:
A tool for determining the rehabilitative needs and the prognosis for reintegration in persons applying for disability pension is developed. This tool is to be used during medical examinations in the course of expert testimonies. It is thought as a list of indicators.

The list of indicators:
- shall allow to determine the prognosis for regaining the full or at least part-time functional capacity to work.

- shall also differentiate between claimants with low, moderate and good chances to improve through rehabilitative measures offered by the statuary pension insurance. It will also describe which treatments or rehabilitative measures outside the responsibility of the statuary pension insurance are necessary for improvement.

The indicator list will refer to the International Classification of Functioning (WHO).

Background:
Background of this project is a lack of unified principles in assessing the prognosis for mentally ill persons applying for a disability pension. Often the options for rehabilitative treatment are not systematically discussed. These shortcomings became obvious during an analysis of expert testimonies (Hesse 2001).
Due to changes in law, which now allow partial disability pensions, the improvement of functional working capacity to a part-time level becomes a possible target for rehabilitative measures and has to be considered in the expert testimony. Besides the new SGB IX clearly stresses the precedence of checking the need of rehabilitation in claimants of disability pensions.

Method:
Considering the available evidence and practical experience indicators are identified, operationalized and ranked by a small group of experts. (They are employed by the statuary pension insurance or rehabilitative facilities).
Each indicator of prognosis is (as far as possible) matched with a suitable rehabilitative measure or treatment.

At several times during the development the results of the small group are mirrored to a larger group of experts, who are asked to comment the results and express their degree of consent (Delphi-Method). These responses will be taken into consideration by the small group. In a final consensus-conference with all experts (small and big group) the indicator list will be confirmed.

Finally the indicator list will be used in a field trial to judge practicability and benefit.

Results:
A manual was developed, which describes 10 indicators out of three categories (functioning, course of disease and treatment, ressources). The rating for each indicator is visualised in a profile and connected with treatment options. Case studies are added to illustrate the application rules.

The manual in pdf-format is available on request.

Referenznummer:

R/FO2699


Informationsstand: 08.04.2013