Projektart: Studie
FCE-Systeme (Functional Capacity Evaluation) zur Beurteilung der arbeitsbezogenen Leistungsfähigkeit: Bestandsaufnahme und Experteneinschätzung (FCE-Studie)

Beschreibung / Inhalte

FCE-Systeme sind Assessments zur Beurteilung der arbeitsbezogenen Leistungsfähigkeit. Ausgangspunkt der Studie war der zunehmende Einsatz von FCE-Systemen in Deutschland. Das Ziel der Studie war, eine größere Transparenz über den Einsatz von FCE-Systemen zu erhalten. Dazu wurde eine umfängliche Bestandsaufnahme und eine Bewertung des FCE-Einsatzes im Bereich der Rehabilitation und der sozialmedizinischen Begutachtung von Experten vorgenommen.

Mittels zweier schriftlicher Befragungen wurden fast alle der damals bestehenden Einrichtungen mit FCE-Systemen, d. h. ca. 50, in Deutschland befragt. Zum Vergleich wurden auch Reha-Einrichtungen, die den Einsatz planten (n=28) und Reha-Einrichtungen ohne FCE-System eingeschlossen (n=238). Der Abschluss des Projektes bildete eine Expertentagung mit Vertretern der teilnehmenden Einrichtungen, Rehabilitationswissenschaftlern, Sozialmedizinern etc.

Ergebnisse:

Die beiden in der Bundesrepublik vorrangig eingesetzten Systeme EFL (nach Isernhagen) und ERGOS sind sich, sowohl hinsichtlich der Grundlagen als auch der Zielrichtung, sehr ähnlich. Sie beruhen auf im Dictionary of Occupational Titels des US-Department of Labor aufgeführten Schlüsselelementen der physischen Arbeitsanforderungen und führen Tests zur Beurteilung der körperlichen Leistungsfähigkeit im Erwerbsleben durch. Während EFL die Leistungsfähigkeit zum größten Teil über standardisierte Beobachtung ermittelt, ermittelt ERGOS die Leistungsfähigkeit vorrangig über computergestützt ausgewertete Messdaten.

Seit dem Ende der 90er-Jahre steigt die Anzahl der FCE-Systeme auch in Deutschland, wobei das in der Anschaffung günstigere EFL von deutlich mehr Einrichtungen vorgehalten wird als ERGOS (54 EFL, 12 ERGOS, Stand Januar 2003). EFL wird bislang vorrangig in der orthopädischen bzw. neurologischen Rehabilitation, ERGOS in der beruflichen Rehabilitation, d. h. in Berufsförderungswerken eingesetzt.

FCE-Systeme liefern von der Art der Schädigung unabhängige Testergebnisse, auf deren Basis eine Einschätzung der (Dauer-) Leistungsfähigkeit im Stundenbereich und über die mögliche Arbeitsschwere allgemein bzw. in Bezug auf die getesteten Aktivitäten erfolgt. Sie können damit den Abgleich zwischen Anforderungs- und Leistungsprofil erleichtern.
Voraussetzung für die Testdurchführung ist in jedem Fall eine ausreichende körperliche Belastbarkeit. Grund für den Einsatz der Systeme ist häufig eine längerfristige Unklarheit hinsichtlich der körperlichen Leistungsfähigkeit. Dabei soll vielfach geklärt werden, ob und in wie weit die Anforderungen des vorhandenen Arbeitsplatzes noch erfüllt werden können. Ebenfalls relevant ist die Frage, welche Tätigkeiten noch ausgeübt werden können bzw. die Beurteilung der Leistungsfähigkeit hinsichtlich des allgemeinen Arbeitsmarktes. Wichtig dabei ist die möglichst genaue Formulierung der Frage, um die Aussagefähigkeit der FCE-Ergebnisse zu maximieren. Die Aussagefähigkeit der Testergebnisse hängt weiterhin, unabhängig vom verwendeten System, wesentlich von der Qualität der Testdurchführung ab.

Trotz bislang unvollständig erfolgter Validierung werden die Ergebnisse der Tests als aussagefähig und zusammen mit anderen vorliegenden Ergebnissen und Informationen als gute Basis für eine sozialmedizinische Beurteilung bezeichnet. Generell müssen die auf den ganzen Arbeitsalltag extrapolierten Daten jedoch z. B. anhand der Krankheitsprognose oder der (beruflichen) Umfeldbedingungen modifiziert werden. Den standardisierten Beobachtungsdaten (wie z. B. bei EFL), die z. B. den Einfluss von Bewegungsergonomie, Leistungsbereitschaft und Kompensationsfähigkeit auf die arbeitsbezogene Leistungsfähigkeit beinhalten, wird eine hohe Aussagefähigkeit zugeschrieben. Die aus Messdaten extrapolierten Ergebnisse zur Leistungsfähigkeit (wie z. B. bei ERGOS) sollten zusätzlich anhand von standardisierten Beobachtungsdaten modifiziert werden.
Zur Verkürzung der langen Testdauer (5-6 Stunden, bei EFL über 2 Tage verteilt) werden Screenings für spezifische Fragestellungen entwickelt (z. B. Dienstleistungsscreening) bzw. nur einzelne Module eines Systems eingesetzt. Da FCE-Systeme auf den körperlichen Bereich konzentriert sind, sind bei Bedarf weitere Testinstrumente einzubeziehen. Über die aktivitätsorientierte Diagnostik hinaus werden von einigen Einrichtungen aktivitätsbezogene Therapiekonzepte zur arbeitsbezogenen Therapie entwickelt.
Insgesamt sensibilisieren FCE-Systeme für eine stärker arbeits- und aktivitätsorientierte Diagnostik und können Transparenz, Rationalität und Qualität der sozialmedizinischen Beurteilung verbessern.

Projektbeschreibung von Projektverantwortlichen übernommen.

Beginn:

01.06.2001


Abschluss:

31.12.2002


Projektleitung:

  • Schliehe, Ferdinand, Dr. (im Ruhestand) |
  • Schuntermann, Michael F., PD Dr. |
  • Schian, Hans-Martin, Dr. med. (im Ruhestand)

Mitarbeitende:

  • Erbstößer, Sabine |
  • Nellessen-Martens, Gisela, Dr.

Institutionen:

VDR - jetzt
Deutsche Rentenversicherung Bund
Hallesche Str. 1
10963 Berlin
Telefon: 030 865-1 E-Mail: sabine.erbstoesser@drv-bund.de
Homepage: https://www.deutsche-rentenversicherung.de

IQPR
Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation GmbH
an der Deutschen Sporthochschule Köln
Eupener Straße 70
50933 Köln
E-Mail: info@iqpr.de
Homepage: http://www.iqpr.de

Erbstößer, S. (2002): Studie zur Bestandsaufnahme und Einschätzung von FCE-Systemen - Ergebnisse der ersten Befragung. In: DRV-Schriften, Band 33.

Erbstößer, S. (2003): FCE-Studie: Ergebnisse der Abschlusstagung. In: DRV-Schriften, Band 40.

FCE-Studie, FCE-Systeme zur Beurteilung der arbeitsbezogenen Leistungsfähigkeit, Bestandsaufnahme und Experteneinschätzung, Abschlussbericht.
Hrsg: Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (DRV-Schriften; Bd. 44, Sonderausgabe der DRV) ISBN 3-926181-78-8

Referenznummer:

R/FO2702


Informationsstand: 21.01.2020