Projektart: Verbundprojekt Gefördertes Projekt Studie
Gesundheitszustand, Rehabilitationsbedarf, Rehabilitationsbedürfnisse und rehabilitative Leistungen in einer Kohorte von LVA-Versicherten

Beschreibung / Inhalte

Hintergrund:

Jüngere gesetzliche Regelungen haben zu einer Veränderung des Antrags- und Bewilligungsverhaltens im Bereich der Rehabilitation durch die gesetzliche Rentenversicherung geführt. In dieser Situation ist es besonders wichtig, "unter" der Oberfläche der rehabilitativen Versorgung die wahre Prävalenz und Inzidenz des objektivierbaren Rehabilitationsbedarfs und der subjektiven Rehabilitationsbedürfnisse zu erheben.

Ziele und Fragestellungen:

Ziel des Projekts war die epidemiologische Ermittlung des Rehabilitationsbedarfs von aktuell erwerbstätigen LVA-Versicherten für die Indikationsgebiete Dorsopathien (ICD9 721-724) und/oder funktionellen Beschwerden der Inneren Medizin (entsprechend ICD9 306). Gleichzeitig erhoben wurden auch die subjektiven Rehabilitationsbedürfnisse der Versicherten. Darüber hinaus erfolgte eine Dokumentation der tatsächlich geleisteten rehabilitativen Versorgung im Studienzeitraum.

Studiendesign:

Die Stichprobe umfasst alle 10.009 berufstätigen LVA-Versicherten im Alter von 40 bis 54 Jahren aus der Stadt Lübeck und unmittelbarer Umgebung. Personen, die in einem postalischen Screening-Fragebogen schwergradige Rückenschmerzen angeben hatten oder die einen hohen Score auf der Somatisierungsskala der SCL90R erreichten, wurden zu einer ärztlichen Untersuchung eingeladen.

Ergebnisse:

Ausgefüllte Fragebögen wurden von 5.211 Probanden zurückerhalten (Responserate = 57,9 %). 772 Probanden wurden ausgeschlossen, weil sie definierten Einschlusskriterien nicht entsprachen. Von den verbleibenden 4.439 Probanden wurden 802 zur ärztlichen Untersuchung eingeladen; 527 erschienen tatsächlich zur Untersuchung, davon 335 wegen schwerer Rückenschmerzen. Schwere Rückenschmerzen unter LVA-Versicherten sind häufig zusätzlich belastet durch weitere Beschwerden wie z. B. Begleiterkrankungen und Risikofaktoren. Raspe (2001) schlägt daher ein Stagingmodell vor, das auf dem Ausmaß der "Amplifizierung" der Rückenschmerzen basiert. Es umfasst Komponenten der zeitlichen und räumlichen Ausbreitung der Rückenschmerzen sowie begleitende körperliche Beschwerden. Nach dem klinischen Urteil wurde bei 74 der Untersuchten mit schwergradigen Rückenschmerzen ein Rehabilitationsbedarf festgestellt. Bezogen auf die Responder bedeutet dies, dass bei schätzungsweise 2,5 % ein aktueller Rehabilitationsbedarf wegen Dorsopathien besteht.

Forschungsverbund Norddeutschland

Projektbeschreibung von Projektverantwortlichen übernommen.

Beginn:

01.10.1998


Abschluss:

30.09.2001


Kostenträger:

  • Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
  • Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. - DLR Projektträger des BMBF
  • Landesversicherungsanstalt (LVA) Schleswig-Holstein (jetzt: DRV Nord)

Projektleitung:

  • Raspe, Heiner, Prof. emer. Dr. Dr. |
  • Matthis, Christine, Dr. |
  • Héon-Klin, Veronique, Dr. |
  • Raspe, A., Dr.

Institutionen:

Universität zu Lübeck
Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie
Homepage: https://www.uksh.de/sozialmedizin-luebeck

Kooperierende Institutionen:
LVA Schleswig-Holstein

Raspe H., Héon-Klin V. (1999). Zur empirischen Ermittlung von Rehabilitationsbedarf. Die Rehabilitation, 39, Suppl. 2: 1-4

Raspe, H., Sulek C, Héon-Klin V, Matthis C, Igl. G (2001)
Zur Feststellung von Bedarf an medizinischen Rehabilitationleistungen unter erwerbstätigen Mitgliedern der Gesetzlichen Rentenversicherung.
Das Gesundheitswesen, 63: 49-55

Buchbeitrag:
Héon-Klin V, Raspe H (2000): Zur Epidemiologie der Rehabilitationsbedürftigkeit: Lässt sich Rehabilitationsbedarf objektivieren? (Hrsg) Bengel J.& Koch U. Grundlagen der Rehabilitationswissenschaft.
Springer: Berlin, Heidelberg, New York

Raspe, H. (2001). Back pain. In A.J. Silman & M.C. Hochberg (Eds.), Epidemiology of the rheumatic diseases. Oxford: Oxford University Press.

Referenznummer:

R/FOFVB5A4


Informationsstand: 28.05.2020