Projektart: Gefördertes Projekt
Beschreibung / Inhalte
Ein Verfahren, das diese Fehler auf hohem Qualitätsniveau zu minimieren versucht, ist die Evaluation der funktionellen Leistungsfähigkeit nach Susan Isernhagen. In dieser kinesiophysischen Testbatterie sollen in 29 Einzeltests Fähigkeiten in den Bereichen Last hantieren/ Kraft, Haltung/ Beweglichkeit, längerandauernde Haltungen, Fortbewegung und Handkoordination möglichst objektiv erfasst werden. Vor diesen Tests werden die Patienten klinisch untersucht; zusätzlich werden vor und nach den Tests ihre Selbsteinschätzungen ihrer körperlichen Leistungsfähigke it mit dem PACT (Spinal Function Sort - Performance and Capacity Test) von Matheson & Matheson erhoben.
Obwohl die EFL international weit verbreitet und angesehen ist, ist ihre Testgüte bisher nicht ausreichend nachgewiesen. Aufgrund der hohen Standardisierung kann man von einer akzeptablen Objektivität ausgehen, die Reliabilität ist bisher nur für einige Subtests empirisch untersucht worden. Besonderer Forschungsbedarf besteht zurzeit im Bereich von Validität und damit Nützlichkeit, die gerade bei einem so ressourcenintensiven und für den Patienten belastenden Verfahren gut belegt sein sollte. Ungeklärt ist neben der prognostischen Validität auch der Stellenwert der EFL in der sozialmedizinischen Leistungsbeurteilung durch den behandelnden Reha-Arzt. Welchen Informationsgewinn bringt sie gegenüber der standardmäßigen Einschätzung aufgrund von Anamnese und klinischer Untersuchung? Welche Grenzen und Einschränkungen stehen dem gegenüber?
Ziel:
1. Inwiefern entsprechen die sozialmedizinischen Beurteilungen der behandelnden Ärzte den Ergebnissen der EFL? In welchem Maße und an welchen Punkten unterscheiden sie sich?
2. Trägt die EFL dazu bei, dass Patienten ein realistischeres Bild von ihrer eigenen funktionellen Leistungsfähigkeit bekommen? Wenn ja, hat das Auswirkungen auf ihre beruflichen Zielsetzungen?
Methoden:
Instrumente:
b. Bögen für Ärzte: Angaben zum Arzt (Erfahrung), Arztbogen (Leistungsfähigkeit des Probanden analog zur EFL-Tabelle, zusätzliche Belastungen des Probanden an seinem Arbeitsplatz), MPSS nach Gerbershagen
c. Bögen für Patienten: Fragebogen zu beruflichen Perspektiven I (vor EFL) und II ( nach EFL), AVEM
Stichprobe:
Ergebnisse:
Frage 1: In der Einschätzung der allgemeinen Leistungsfähigkeit nach REFA trauten die Ärzte den Patienten signifikant mehr zu als das EFL-Ergebnis nahelegte, in der Einschätzung der Einzelfähigkeiten kehrte sich das Bild um. In diesen Einschätzungen wichen die Ärzte von den EFL-Ergebnissen umso stärker ab, je mehr Berufserfahrung sie hatten, und je mehr arbeitsbezogene Zusatzbelastungen ihnen bekannt waren, die in der EFL nicht berücksichtigt werden.
Frage 2: Etwa 2/3 der Patienten gaben nach der EFL an, ihre Einschätzung ihrer Leistungsfähigkeit verändert zu haben, was sich auch in Veränderungen in den PACT- Werten bestätigte. Die Anzahl der Patienten, deren PACT-Wert dem EFL-Ergebnis entsprach, lag vor der EFL bei 21, anschließend bei 40, so dass durchaus von Lerneffekten ausgegangen werden kann. Die beruflichen Perspektiven hingegen blieben weitgehend konstant.
Schlussfolgerung:
Für die Patienten bietet sie eine Möglichkeit, ihre aktuellen Fähigkeiten und Grenzen besser kennenzulernen und im Alltag zu beachten. Der nur geringe Einfluss der erlebten Lerneffekte auf die konkreten beruflichen Perspektiven ist nicht erstaunlich, da diese in mindestens dem gleichen Ausmaß von vielen weiteren Faktoren, unter anderem den individuellen Chancen auf dem Arbeitsmarkt, abhängen.
Projektbeschreibung von Projektverantwortlichen übernommen.
Beginn:
01.07.2004
Abschluss:
01.07.2006
Kostenträger:
- Verein zur Förderung der Rehabilitationsforschung e. V. Norderney (VfR)
Projektleitung:
- Niemeyer, Claudia, Dipl.-Psych. (geb. Büschel) |
- Greitemann, Bernhard, Prof. Dr. med. Dipl.-Oec.
Mitarbeitende:
- Schaidhammer-Placke, Monika
Institutionen:
Institut für Rehabilitationsforschung Norderney
Abteilung Bad Rothenfelde
Projektleitung: Claudia Niemeyer (geb. Büschel)
Auf der Stöwwe 11
49214 Bad Rothenfelde
Homepage:
https://www.ifr-norderney.de
Homepage:
https://muensterland.deutsche-rentenversicherung-r...
Therapiezentrum Brunswiek
Auf der Schanze 5
31812 Bad Pyrmont
Therapiezentrum Friedrichshöhe
Forstweg 2
31812 Bad Pyrmont
Büschel, C.; Schaidhammer-Placke, M. & Greitemann, B. (2007): Welche Rolle kann ein technisches Verfahren wie die Evaluation der funktionellen Leistungsfähigkeit nach Isernhagen (EFL) in der sozialmedizinischen Leistungsbeurteilung spielen? Medizinisch-Orthopädische Technik 127, 4, S. 21-44. Ausgezeichnet mit dem MOT-Preis (Preis der Zeitschrift Medizinisch-Orthopädische Technik) 2007.
Büschel, C., Greitemann, B., Schaidhammer, M. (2008). Stellenwert der Evaluation der funktionellen Leistungsfähigkeit nach Isernhagen (EFL) in der sozialmedizinischen Begutachtung des Leistungsvermögens. Teil 1: Möglichkeiten und Grenzen des Verfahrens nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Der medizinische Sachverständige, 104, 5, S. 195-200. Herausgeber: Gentner-Verlag
Büschel, C., Greitemann, B., Schaidhammer, M. (2008). Stellenwert der Evaluation der funktionellen Leistungsfähigkeit nach Isernhagen (EFL) in der sozialmedizinischen Begutachtung des Leistungsvermögens. Teil 2: Eigene Ergebnisse zu Nutzen und Risiken des Verfahrens für Gutachter und Probanden. Der medizinische Sachverständige, 104, 6, S. 212-219. Herausgeber: Gentner-Verlag
Büschel, C.; Greitemann, B. & Schaidhammer-Placke, M. (2006): Stellenwert der EFL nach Isernhagen in der sozialmedizinischen Beurteilung stationärer orthopädischer Reha-Patienten. Vortrag auf dem 15. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium "Rehabilitation und Arbeitswelt - Herausforderungen und Strategien" vom 13. bis 15. 03.2006 in Bayreuth. Abstract: DRV Schriften Band 64, S. 43-45.
Büschel, C.; Greitemann, B. & Schaidhammer-Placke, M. (2007): Vortrag: Worüber keiner spricht - Beschwerdezunahme bei EFL-Tests. Vortrag auf der 55. Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden e.V. vom 26. bis 29.04.2007, Baden-Baden.
Büschel, C.; Schaidhammer, M. & Greitemann, B. (2007): Sind die Testbedingungen der EFL nach Isernhagen zu alltagsfern? Poster auf dem 16. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium "Gesund älter werden - mit Prävention und Rehabilitation" vom 26. bis 28.03.2007 in Berlin. Abstract: DRV Schriften Band 72, S. 263-264.
Büschel, C.; Schaidhammer-Placke, M. & Greitemann, B. (2007): Auswirkungen der EFL nach Isernhagen auf Selbsteinschätzung und berufliche Perspektiven der Patienten. Vortrag auf dem 16. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium "Gesund älter werden - mit Prävention und Rehabilitation" vom 26. bis 28.03.2007 in Berlin. Abstract: DRV Schriften Band 72, S. 376-377.
Büschel, C.; Schaidhammer-Placke, M. & Greitemann, B. (2007): Die EFL nach Isernhagen - Diagnostikum und Intervention in der stationären orthopädischen Rehabilitation. Vortrag auf der Tagung "Krankheitsbezogene Forschung in der medizinischen Rehabilitation" des Rehabilitationszentrums Seehof vom 22. bis 23.06. 2007 in Teltow/Berlin.
The Isernhagen Work Systems (IWS) in the judgement of functional capacity in social medicine
We asked
1. about similarities and differences between the IWS results and the physicians' judgements of the patients abilities.
2. if the IWS contributes to a more realistic self-perception of the patients and their vocational perspectives.
Method:
We included 73 orthopaedic inpatients of the Klinik Muensterland, Bad Rothenfelde, the Therapiezentrum Brunswiek and the Therapiezentrum Friedrichshoehe, Bad Pyrmont, who had an IWS-evaluation after december 2004.
To answer the first question, we compared the IWS-result with the physician's judgement for each patient and searched for variables of the patient and the physician predicting the difference between the two judgements.
To answer the second question, we looked for changes in the patients' self-perceptions and their vocational perspectives, about which they told us in questionnaires they completed a day before and a day after the IWS.
Results:
1. The physicians thought the patients being able to do harder work in general as the IWS results indicated. Looking at the single abilities, the picture turned and the IWS indicated higher capacities as the physicians considered. This differences grew with professional experience of the physician and with the amount of occupational burdens of the patient which are not considered in the IWS (work in coldness, unconvenient postures,...)
2. About 2/3 of the patients told us to have corrected their self-peceptions, this result corresponded with changes in the PACT. The number of patients whose PACT index was the same as the IWS results, rose from 21 to 40. The vocational perspectives stayed the same in most of the patients.
Conclusions:
1. Especially when patients are difficult to judge, the IWS may be helpful for social medical considerations. But because of the test-situation not being completely realistic, its validity is suboptimal and its results have to be interpreted and adapted to the individual working conditions and the medical prognosis of the patient by a well-informed and experienced physician.
2. The IWS let the patients lern to judge their own abilities in a more realistic way, but the occupational plans depend not only on the perceived own capacity but on a lot of different variables outside the patient, as the labour market for example, so that it kept much more stable than the patients' self-perceptions.
Referenznummer:
R/FO2873
Informationsstand: 14.04.2020