Projektart: Gefördertes Projekt Verbundprojekt
WERTE.IT

Beschreibung / Inhalte

Der Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg e.V. - BSVH e.V. - ist die Selbsthilfeorganisation der blinden und sehbehinderten Menschen in Hamburg mit derzeit circa 1.300 Mitgliedern. Der BSVH ist gesellschaftspolitisch aktiv in der Verbesserung und Verbreitung der inklusiven Teilhabe engagiert und sucht in seiner Alltagsarbeit (Seminare, Beratung, Freizeit- und Kulturangebote) inklusive Lösungen.

WERTE.IT
Gemeinsam mit der Universität Siegen, Institut für Wirtschaftsinformatik, erhielt der BSVH im Dezember 2023 die Förderzusage durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales für das Projekt WERTE.IT
Das Projekt strebt an, IT-Barrierefreiheit als Standard am digitalen Arbeitsplatz, im IT-Projektmanagement, in Führungsebenen und in Ausschreibungsverfahren zu etablieren.

Konkrete Ziele des Projektes:
Empowerment · Steigerung der Mitarbeiterbeteiligung · IT-Strategie
Aufbau von „Leuchtürmen Inklusives Management“ (LIM) entlang der Roadmap insbesondere in Unternehmen und Systemhäusern, in der öffentlichen Verwaltung, den Integrationsämtern und bei Verbänden der Selbsthilfe sowie eines freien Beraternetzwerkes barrierefreie IT_IKT.

Ziel ist…
• ein strukturiertes Beratungskonzept auf der Basis eines inklusiven Ansatzes der [barrierefreien] IT_IKT und Unternehmensführung in betrieblichen bzw. organisationalen Strukturen zu entwickeln – sowohl für Multiplikatoren als auch für Einzelorganisationen – um inklusives Denken zu erreichen. Dazu wollen wir auf die Haltung zum Thema Inklusion, insbesondere barrierefreier IT_IKT, Unternehmensführung und Mitarbeiterbeteiligung vor allem in den privaten, aber auch der öffentlichen Organisationen einwirken und so die strategischen und operativen Voraussetzungen schaffen.
• Aufbau von „LIM - Inklusives Management am Arbeitsplatz“ für die qualifizierten Organisationen, das nach außen die fachliche Kompetenz rund um das Thema digitale Barrierefreiheit und die praktische Umsetzung der Ideen des Nationalen Aktionsplans 2.0 der Bundesregierung zur Umsetzung der UN-BRK sowie des Nationalen Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte sowie der Initiative CSR in Deutschland signalisiert. Das Siegel soll an die Kooperationspartner vergeben werden, die die Roadmap zu Ende bringen.
• praxisorientiertes Know-how zum inklusiven Ansatz der IT_IKT und insbesondere der Unternehmensführung für die „Begleitende Hilfe im Arbeitsleben“ in Zusammenarbeit mit den Integrationsfachdiensten zu erarbeiten und für die Beratungsarbeit zur Verfügung zu stellen. Dazu sollen konkrete Beratungsdienstleistungen entwickelt werden, die nach Projektende von den Organisationen und den Fachberatern in ihrer Funktion als Multiplikatoren aber auch bei Einzelberatungen genutzt werden können.
• die Entwicklung und Implementierung praxisnaher Konzepte zur Erhöhung der Mitarbeiterbeteiligung und Verbesserung der internen Kommunikation in den Organisationen. Hierzu sollen die Themen Inklusion, Digitalisierung und CSR verknüpft werden. Neben dem Bundesteilhabegesetz sollen hier auch die Nationalen Aktionspläne CSR und Wirtschaft und Menschenrechte eine zentrale Rolle spielen.
• das Narrativ der „logischen Einheit von Accessibility, Usability und User Experience“ zu entwickeln und in die Organisationen und auch in die Öffentlichkeit zu tragen.
• ein spezialisiertes, auf die Kernbereiche der inklusiven Unternehmensführung und der IT-Barrierefreiheit am Arbeitsplatz fokussiertes Inklusions-Empowerment-Portfolio für die zu schaffenden LIM zu entwickeln und zu implementieren.

Dieses Know-how soll mindestens folgende Themen umfassen:
• Grundlagenwissen Behinderung, Inklusion mit Fokus auf die Digitalisierung und Lösungsansätze zu vermitteln. Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen an IT_IKT-Arbeitsplätzen, Zwei-Sinne-Prinzip der UN-Behindertenrechtskonvention mit dem Ziel der konsequenten Umsetzung im Unternehmen und in der Folge die Usability und Accessibility in erheblichem Maße verbessern zu können, ohne dass Kenntnisse komplexer Regelwerke oder detaillierter Einzelanforderungen erworben sein müssen
• Praxisansätze zur Erhöhung der Mitarbeiterbeteiligung „auf Augenhöhe“ und Kommunikation im Rahmen der Arbeitsplatzgestaltung aufzuzeigen. Dazu solide Kenntnisse des rechtlichen Rahmens und der anwendbaren Gesetze, Normen und Verordnungen der arbeitsrechtlichen Seite der Barrierefreiheit am Arbeitsplatz auzubauen.
• Kenntnisse der konkreten Anforderungen relevanter Gesetze, Normen und Verordnungen der technischen Aspekte der Barrierefreiheit am Arbeitsplatz zu vermitteln.
• Technisches Know-how zur Umsetzung barrierefreier IT zu vermitteln.
• Theoretische Grundlagen, Tools und Praxiswissen zur Sicherstellung barrierefreier IT in allen Phasen des Vergabeverfahrens sicherzustellen.
• die Erstellung von Empfehlungen zur universellen Arbeitsplatzgestaltung in Unternehmen und der öffentlichen Verwaltung. Dazu sollen Forschungsergebnisse mit wissenschaftlicher Begleitung in die Unternehmenspraxis übertragen werden.
• die konkreten Hinderungsgründe der Organisationen für die Einstellung von Menschen mit Behinderungen zu kennen und Lösungen aufzuzeigen.
• die Vernetzung der LIM und Außendarstellung als bundesweites Kompetenznetzwerk zur Erhöhung der Kompetenz der einzelnen LIM und gemeinsamen Lösungsentwicklung. Initiiert werden soll auch ein kontinuierlicher Austausch zwischen privaten und öffentlichen Organisationen, der auch Systemhäuser, Softwarehersteller und externe Beraterinnen und Berater umfasst.
• die Erstellung einer PODCAST-Reihe, die in Form von Expertentalks die Themenbereiche Sensibilisierung, Empowerment, Mitarbeiterbeteiligung und Kommunikation behandelt und die Arbeit der LIM auch über die Projektlaufzeit unterstützt.
• Die Sensibilisierung, Verankerung und Evaluierung der Themenbereiche "Inklusive Unternehmensführung" und "IT_IKT-Barrierefreiheit" in technischen und nicht-technischen Lehrplänen und Curricula an Universitäten und in Weiterbildungsinstituten, um Inklusion von Anfang an zu denken.
Begleitend dazu soll die Akzeptanz dieser Lerninhalte bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern und auch am Arbeitsmarkt evaluiert werden.
Gezielter Aufbau von praxisorientiertem Know-how zur BARRIEREFREIHEIT IN VERGABEVERFAHREN und im IT-PROJEKTMANAGEMENT

Ziel ist …
• die Softwareunterstützung in Vergabeverfahren. Dazu soll ein IT-gestütztes Tool, auf der Basis offener Standards („open source“) zur Sicherstellung der Anforderungen barrierefreier IT_IKT, konzipiert und in der Praxis getestet werden. Dieses Tool soll - differenziert nach Anwendungsbereichen - die Phasen „plan – build – run“ der IT-Organisation begleiten und die Einhaltung der Kriterien der IT_IKT-Barrierefreiheit in allen Phasen gewährleisten.
Es soll…
o zur internen und externen Prüfung und Beratung in allen Phasen des Vergabeverfahrens von den LIM ausgehend in Unternehmen und Organisationen getragen werden und so die Projektergebnisse auch nach Projektende verstetigen.
o alle während der Projektlaufzeit relevanten Normen einbeziehen.
o anhand einer priorisierten Beurteilungsmatrix zur begleitenden Prüfung der IT_IKT-Barrierefreiheit in Vergabeverfahren eingesetzt werden können.
o eine Vorgehensweise etabliert werden, die der Philosophie einer „Beschaffung mit menschlichem Gesicht“ folgt.
o die IT_IKT-Beschaffung generell prüfbar machen, also über die Beschaffung individueller Softwarelösungen hinausgehen.
o neben der Accessibility auch die Usability und User Experience berücksichtigen.
• die Etablierung von Usability-Tests im Rahmen von Vergabeverfahren. Dafür soll das Konzept des Wireframing, das bereits im frühen Entwicklungsstadium einer Software das Bedienkonzept und die Interaktivität sichtbar macht, genutzt werden.
• die Entwicklung von Bewertungskriterien für Usability und User Experience, um das „gesamte Nutzungserlebnis“ für jede Nutzerin und jeden Nutzer messbar zu machen. Dieser Aspekt soll sowohl in ein Benchmarking als auch in eine Beurteilungsmatrix einfließen.
• die Weiterentwicklung bestehender Benchmarkingkonzepte zu einem „Software-Vergabeverfahren Best-Practice" zur Vereinfachung und Schaffung von Bewertungsgrundlagen in Software-Vergabeverfahren unter Differenzierung zwischen A- und B-Kriterien.
• der Vergleich etablierter Projektmanagementmethoden mit einem Fokus auf die Schwachstellen der einzelnen Methoden und Ermittlung der Stellschrauben, die eine Schaffung von Freiräumen erlauben, um eine Individualisierung auf die Bedürfnisse Einzelner zu ermöglichen. Dazu sollen Gemeinsamkeiten der Methoden und die relevanten Faktoren bzw. Freiräume herausgearbeitet werden.
Verankerung der Barrierefreiheit in der IT_IKT-STRATEGIE von Organisationen wie der öffentlichen Verwaltung, Unternehmen und Verbänden der Selbsthilfe

Ziel ist …
• die Erarbeitung von musterhaften Leitlinien zur Konformitätsprüfung der von der EU-Richtlinie 2019/882, der WCAG 2.1 (ff.) sowie der EN 301 549 betroffenen Anwendungen und Produkte.
• die Erarbeitung von Workarounds für die Kernthemen barrierefreier IT_IKT zur Erreichung von Interimslösungen, die eine barrierefreie Funktion gewährleisten.
• die musterhafte Verankerung der Barrierefreiheit als Kernbestandteil in der IT_IKT-Strategie anhand des Paradigmas "plan – build – run" in der IT-Organisation.
• die musterhafte Festschreibung der IT_IKT-Barrierefreiheit in Dienstvereinbarungen bzw. Zielvereinbarungen.
• die musterhafte Implementierung der IT_IKT-Barrierefreiheit in Qualitätsmanagementsystemen.
• die musterhafte Erarbeitung einer IT_IKT-Barrierefreiheitsstrategie als Teil der Digitalisierungsstrategie in den Organisationen und flankierende Maßnahme zur Umsetzungsstrategie der Bundesregierung zur Gestaltung des digitalen Wandels.
• das Empowerment der SBV_BR zur Beurteilung der Usability von IT_IKT-Lösungen.

Projektbeschreibung von Projektverantwortlichen übernommen.

Beginn:

01.10.2023


Abschluss:

30.09.2026


Fördernummer:

AGF.00.00010.22

Kostenträger:

  • Bundesministerium für Arbeit und Soziales aus Mitteln der Ausgleichabgabe

ICF-Bezug des Projekts:

  • Das Projekt hat keinen ausdrücklichen ICF-Bezug.

Projektleitung:

  • David, Nadia

Mitarbeitende:

  • Girke, Detlef |
  • Haase, Wolfgang |
  • Hoos, Hanna |
  • Mainka, Michael |
  • Bittenbinder, Sven |
  • Müller, Claudia |
  • Becker, Maximilian |
  • Nalbach, Padmé |
  • Clüver, Claudius

Institutionen:

Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg e.V.
Louis-Braille-Center - Holsteinischer Kamp 26
22081 Hamburg
Telefon: 0177 2780908 E-Mail: david@werte.it
Homepage: https://werte.it

Projektpartner:

Im Rahmen des Projekts WERTE.IT ist die Universität Siegen mit dem interdisziplinär aufgestellten Institut für Wirtschaftsinformatik (IWI), das mit verschiedenen Lehrstühlen verbunden ist, eingebunden. Der Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik/IT für die alternde Gesellschaft bildet den zweiten Pfeiler der Zusammenarbeit. Dieser Lehrstuhl forscht und lehrt an der Schnittstelle von demographischem und digitalem Wandel.

Referenznummer:

R/FO126135


Informationsstand: 26.05.2024