Projektart: Gefördertes Projekt
Sicherheit für Menschen mit körperlicher, geistiger oder altersbedingter Beeinträchtigung (SiME)

Beschreibung / Inhalte

Städteplanerische Gesamtkonzepte werden zunehmend durch den begrüßenswerten Ansatz der Inklusion geprägt. Der Fokus richtet sich jedoch meist auf die für die Inklusion notwendige Bedingung der Zugänglichkeit. Die baulichen und organisatorischen Randbedingungen für das sichere Verlassen einer baulichen Anlage im Notfall finden hingegen nur unzureichend Beachtung.

Dies stellt alle Akteure der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr vor große Herausforderungen hinsichtlich präventiver und intervenierender Aufgabenbereiche, denn das bauordnungsrechtliche Schutzziel der Selbstrettung kann in der Regel nicht gewährleistet werden, insbesondere dann nicht, sofern hilfebedürftige Personen beteiligt sind.

Es fehlt ein grundlegendes Verständnis, wie sich die heterogene Zusammensetzung einer Personengruppe auf den Evakuierungsverlauf auswirkt. Für bestimmte Situationen existieren Detaillösungen (z. B. Evac-Chairs zur Überwindung von Treppen), von deren Wirksamkeit zwar ausgegangen wird (werden muss), für deren Einsatz es jedoch weder Validierungsmöglichkeiten noch Abschätzungen zum Einfluss auf den Gesamtverlauf bzw. die Interaktionen mit anderen Fußgängern gibt.

Zentrales Ziel des Forschungsvorhabens SiME ist die Verbesserung der Personensicherheit von Personen mit körperlichen, geistigen oder altersbedingten Beeinträchtigungen im Evakuierungsfall.

Ausgehend von einer sachkritischen Überprüfung existierender Sicherheitskonzepte werden in Wermelskirchen bei der Lebenshilfe im Bergischen Land Parameterstudien zum Evakuierungsverhalten durchgeführt. In diesen Parameterstudien, die zum einen mit Personen mit körperlichen, geistigen oder altersbedingten Beeinträchtigungen und zum anderen mit Personen ohne Beeinträchtigungen durchgeführt werden, wird das Bewegungsverhalten in räumlich umschlossenen Geometrien erforscht.

Auf dieser Grundlage werden Personensimulationsmodelle für diesen besonderen Anwendungsfall validiert. Mit Hilfe dieser Modelle können zivile Sicherheitsszenarien berechnet werden, auf deren Grundlage Maßnahmen für Sicherheitskonzepte überprüft und Schulungen entwickelt werden.

Ergebnis von SiME sind zum einen Parameter zur Beschreibung des Evakuierungsverhaltens vulnerabler Personengruppen. Zum anderen werden Sicherheitskonzepte und Schulungen entwickelt, mit denen die Sicherheit von Personen in Einrichtungen des sozialen Sektors verbessert wird. Für Betreiber, Fachplaner und Genehmigungsbehörden wird zudem eine Bewertungsgrundlage geschaffen.

Die Ergebnisse werden der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, so dass durch Übertragung auf andere Anwendungsfälle der gesamten Gesellschaft zu Gute kommen kann.

Projektbeschreibung von Projektverantwortlichen übernommen.

Beginn:

01.02.2016


Abschluss:

31.01.2019


Fördernummer:

13N13946

Kostenträger:

  • Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

ICF-Bezug des Projekts:

  • Die ICF ist kein ausdrücklicher Forschungsgegenstand, wird aber im Vorhaben genutzt, z.B. durch den Einsatz ICF-basierter Instrumente / Skalen zur Beschreibung von Untersuchungsvariablen, Verlaufsdokumentation, Ergebnismessung etc.

Projektleitung:

  • Hofmann-Böllinghaus, Anja, Dr.

Mitarbeitende:

  • Geoerg, Paul, M. Sc.

Institutionen:

Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Unter den Eichen 87
12205 Berlin
Telefon: 03081044692 E-Mail: paul.geoerg@bam.de

Hochschule Niederrhein, SO.CON-Institut

Forschungszentrum Jülich GmbH / IAS-JSC

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg / FVST - IAUT

Werkstatt Lebenshilfe im Bergischen Land GmbH

PTV Transport Consult GmbH

1. Bericht zum Index des Unterstützungsbedarfs: https://www.hs-niederrhein.de/fileadmin/dateien/fb06/nutzer/Heister/SiME/sime_ubindex.pdf

2. Bericht zu den Ergebnissen einer Online-Befragung der Werkstattleitungen und Feuerwehren in der BRD zur Sicherheitsinfrastruktur in Einrichtungen der Eingliederungs- und Behindertenhilfe: https://www.hs-niederrhein.de/fileadmin/dateien/fb06/nutzer/Heister/SiME/sime_onlinebefragungen.pdf

Increased Safety for the Disabled

The understanding of human behavior during evacuation processes is an important matter to improve the safety of infrastructures. In many countries, the implementation of performance based codes enables fire safety engineers to use computer based calculation tools to predict and evaluate pedestrian movement and human behavior in buildings. The models are based on experimentally obtained parameters and theoretical models. Pedestrian behavior can be influenced by the characteristics of the buildings (e.g. type of the building) as well as the characteristics of individuals and the pedestrian group.

Today, safety parameters and strategies for safe escape are often based on empirical datasets, which are collected in tests with participants with homogeneous constitutions. Frequently the datasets did not consider elderly persons or persons with disabilities. With respect to the demographic change, the ratio of severely disabled persons is increasing with great age. This raises three questions: 1. Are the existing datasets transferable for the movement of heterogeneous groups? 2. Are they valid for complex behavior? 3. Which effects has an ageing society for the pedestrian and evacuation dynamics?

To be able to design strategies for safe escape for all persons, we will research* the pedestrian behavior of people with physical, mental or age-related disabilities in emergency, depending on their mobility, age and geometrical context. We will improve evacuation concepts and point out methods for education and training.

Referenznummer:

R/FO125751


Informationsstand: 29.11.2019