Forschungsprojekt
Projektart: Gefördertes Projekt Modellprojekt
G-A-L – Gesundheit - Arbeit - Leben

Beschreibung / Inhalte

Arbeit wirkt zeitstrukturierend, sinnstiftend, ermöglicht soziale Kontakte und bindet in gesellschaftliche Zusammenhänge ein. Der Wegfall dieser Funktionen von Arbeit infolge von Arbeitslosigkeit, hat negative Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit von Betroffenen. Arbeitslosigkeit ist vor allem eng mit dem Auftreten psychischer Erkrankungen verbunden und kann sowohl Ursache als auch Folge sein. Arbeitslose Menschen sind dabei laut Erhebungen von Krankenkassen im Vergleich zu Arbeitnehmern*innen überproportional häufig von psychischen Beeinträchtigungen betroffen.
Die Integration in den Arbeitsmarkt ist für Menschen mit seelischen oder psychischen Beeinträchtigungen besonders schwierig. Auf der anderen Seite kämpfen Betriebe mit der Zunahme älterer Beschäftigter, hohen Krankenquoten und dem fehlenden Nachwuchs, was schließlich zu einem kontinuierlichen Rückgang des Arbeitskräftepotentials führt.
Grundsätzlich müssen alle vorhandenen Potenziale noch besser genutzt werden. Dies gilt insbesondere auch für die Erwerbspotenziale von Menschen mit Behinderungen oder gesundheitlichen Einschränkungen.

Ziel unseres Projektes ist es, die berufliche Wiedereingliederung von psychisch beeinträchtigten erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (eLb), die sich in einer stationären oder ambulanten Betreuung durch die ortsansässigen Psychiatrien/Psychiatrischen Institutsambulanzen befinden, intensiv zu unterstützen um die wiederhergestellte Arbeits- und Leistungsfähigkeit zu stabilisieren, so das einer dauerhaften Erwerbsminderung vorgebeugt wird.

Es wird erprobt, inwiefern die frühzeitige Zusammenarbeit mit den behandelnden Krankenhäusern und/oder Psychiatrischen Institutsambulanzen sich positiv auf den Eingliederungsprozess auswirken.

Die Zusammenarbeit zwischen dem Jobcenter und der Psychiatrie und/oder Tagesklinik erfolgt gegenwärtig lediglich sporadisch. In Einzelfällen bestehen sehr gute Kontakte zu den dort tätigen Sozialarbeitern. Feste Strukturen der Zusammenarbeit bestehen nicht.
Das Jobcenter hat in der Regel keine Kenntnis über den aktuellen Therapiestand und der damit verbundenen Leistungsfähigkeit in Bezug auf die berufliche Eingliederung des Bürgers*innen. Die Nutzung eines zunehmend dynamischen Arbeitsmarktes als stabile Basis für eine nachhaltige berufliche Eingliederung sowie der direkte Zugang zu Unternehmen sind für Mitarbeiter*innen therapeutischer Einrichtungen mit großen Anstrengungen und hohem persönlichem Engagement verbunden.
Für den Jobcentermitarbeiter*innen stellt sich regelmäßig die Frage, wie kann eine leidensgerechte Vermittlung stattfinden ohne das erneute Überforderungssituationen im Zusammenhang mit der beruflichen Wiedereingliederung (unbegleitet) zu Rückfällen oder monatelangen/jahrelangen Krankschreibungen, letztlich in einer vollen Erwerbsminderung und den damit verbundenen Grundsicherungsleistungen und/oder Erwerbsminderungsrenten führen.

Daher soll eine leidensgerechte berufliche Wiedereingliederung bereits in der therapeutischen Einrichtung/PIA, in Form eines gemeinsam durch die Einrichtung und das Jobcenter begleiteten Eingliederungsprozesses, beginnen.

Die behandelnden Psychiater*innen/Psychologen*innen und Sozialarbeiter*innen sollen in den beruflichen Wiedereingliederungsprozess frühzeitig eingebunden werden (gemeinsame Fallkonferenzen, gemeinsame Planung der Wiedereingliederungsstrategie) weil sie die Fachleute für die psychische Belastbarkeit bzw. Leistungsfähigkeit der Bürger*innen sind und entsprechend fachlich auf mögliche Krisensituationen im Rahmen des beruflichen Wiedereingliederungsprozesses reagieren bzw. diesen frühzeitig entgegenwirken können.
Das Jobcenter wird mit einer neu zu schaffenden Stelle in Form eines Eingliederungsmanagers*in an diesen Fallkonferenzen teilnehmen, Möglichkeiten seitens des Jobcenters einfließen lassen und ab diesem Zeitpunkt, im Sinne der Bürger*in, den gesamten beruflichen Wiedereingliederungsprozess koordinieren, unterstützen, begleiten und steuern.

Darüber hinaus wird in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer Frankfurt/Oder der erste Arbeitsmarkt frühzeitig in den Blick genommen und Arbeitgeber*innen für die Zielgruppe aufgeschlossen.
Die Selbstwahrnehmung der eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten des Bürgers*in kollidieren oft mit der Wirklichkeit der Arbeitswelt. Einsatzgebiete werden vom Bürger*in als geeignet definiert ohne genaue Kenntnis zu haben ob die Vorstellungen umsetzbar sind. Genau an dieser Stelle wird mit dem Modellprojekt angesetzt. Mit Hilfe der Handwerkskammer wird die Möglichkeit geschaffen, betriebliche Testungen auf dem ersten Arbeitsmarkt unter realistischen Bedingungen aber im geschützten Rahmen zu ermöglichen und somit Maßnahmen zur Feststellung und Herstellung bzw. Erhöhung der Leistungsfähigkeit durchzuführen. Der Bezug zur realistischen Arbeitswelt ermöglicht es, gemeinsam und therapeutisch unterstützt, die Anforderungen des 1. Arbeitsmarktes mit dem Leistungsvermögen des Bürgers*in zusammen zu bringen. Die Handwerkskammer übernimmt dabei den Part des Aufschließens und der Betreuung des Arbeitgebers und das Jobcenter die Begleitung der Bürger*in.

Zusammenfassend soll das Modellprojekt dazu beitragen, eine bedarfsgerechtere Unterstützung, Begleitung und Integration zu ermöglichen, Rückfällen und neuen Krisensituationen durch Überforderung mit dem Rehabilitations- bzw. Wiedereingliederungsprozess frühzeitig entgegenzuwirken, Therapieverläufe zu stabilisieren und letztlich eine schnellere Wiedereingliederung ins Erwerbsleben zu forcieren.

Projektbeschreibung von Projektverantwortlichen übernommen.

Projektdaten

Beginn:

01.11.2021


Abschluss:

31.10.2026


Fördernummer:

662Z0332X1

Kostenträger:

  • Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), Bundesprogramm „Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben - rehapro“ (zweiter Förderaufruf)

ICF-Bezug des Projekts:

  • Das Projekt hat keinen ausdrücklichen ICF-Bezug.

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt

Projektleitung:

  • Keppler, Jörg

Institutionen:

Landkreis Oder-Spree - PRO Arbeit-kommunales Jobcenter Oder-Spree
Breitscheidstraße 7
15848 Beeskow
Telefon: 03366 35-4753 E-Mail: susann.lange@l-os.de
Homepage: https://www.landkreis-oder-spree.de

Projektpartner:
Handwerkskammer Frankfurt (Oder) - Region Ostbrandenburg

Weitere Kooperationspartner:
Städtisches Krankenhaus Eisenhüttenstadt GmbH
Immanuel Klinik Rüdersdorf

Referenznummer:

R/FO126002


Informationsstand: 21.07.2023