Ressourcenwahrnehmung bei RehabilitandInnen und ArbeitnehmerInnen - Ergebnisse einer Vorstudie zum Projekt Ressourcenentwicklung in der beruflichen Rehabilitation
Vortrag auf dem 23. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium vom 10. bis 12. März 2014 Karlsruhe
Hintergrund:
Bei der Bewältigung beruflicher Anforderungen sind wahrgenommene berufsrelevante Ressourcen von großer Bedeutung. Ihre Verbesserung ist daher ein wichtiges Ziel beruflicher Rehabilitation. Vor dem Hintergrund eines stress- und ressourcentheoretischen Modells, das von einem engen Zusammenhang zwischen Ressourcen Kontrolle/Selbstwirksamkeit und Gesundheit ausgeht, wird in einer Studie untersucht, ob sich im Verlauf beruflicher Rehabilitationsmaßnahmen wahrgenommene personale, soziale und professionelle Ressourcen maßnahmespezifisch verändern. In einer Teilstudie, deren Ergebnisse hier dargestellt werden, wurden ArbeitnehmerInnen und RehabilitandInnen hinsichtlich ihrer wahrgenommenen Ressourcen untersucht.
Folgende Fragestellungen standen dabei im Vordergrund:
1. Zeigen sich die theoretisch angenommenen positiven Zusammenhänge zwischen Ressourcen, Kontrolle/Selbstwirksamkeit und Gesundheitsindikatoren?
2. Bewerten ArbeitnehmerInnen ihre Ressourcen besser als RehabilitandInnen?
3. Zeigen sich Veränderungen im Zeitverlauf?
Methodik:
Der Fragebogen für die Untersuchung wurde auf der Basis vorhandener Instrumente und einer Expertenbefragung entwickelt. Er enthält Items zu wahrgenommenen personalen, professionellen und sozialen Ressourcen, Kontrolle/Selbstwirksamkeit und Gesundheitsindikatoren. Zweimal im Abstand von drei Monaten wurden 24 RehabilitandInnen (
BFW und ambulant) und 37 ArbeitnehmerInnen aus dem kaufmännisch/ verwaltenden Bereich in online-Befragungen befragt. Die Modellannahmen wurden mit Korrelations- und Regressionsanalysen und mit Strukturgleichungsmodellen überprüft. Varianzanalytisch wurden Gruppenunterschiede und Veränderungen zwischen den Messzeitpunkten (MZP) untersucht.
Ergebnisse:
Modellzusammenhänge
In den Korrelations- und Regressionsanalysen zeigten sich für beide Messzeitpunkte weitgehend die erwarteten Zusammenhänge. Bei den Strukturgleichungsmodellen waren die Kriterien für geeignete Mess- beziehungsweise Strukturmodelle für beide MZP erfüllt. Auch hier entsprachen die Zusammenhänge zwischen Ressourcen (GR), Kontrolle/Selbstwirksamkeit (KS) und Gesundheit (Ges) den theoretischen Annahmen.
Gruppenunterschiede
Die ArbeitnehmerInnen erreichten im Vergleich zu den RehabilitandInnen beim ersten Messzeitpunkt signifikant höhere Werte bei wahrgenommenen personalen (f=12,93, p=0,001) und professionellen Ressourcen (f=15,696, p<0,001) Selbstwirksamkeit (f=22,828, p<0,001) und Gesundheitszustand (f=6,667, p=0,012) und tendenziell höhere Werte bei der Skala Kontrolle (f=3,138, p=0,082). Signifikant niedrigere Werte erreichten sie bei Belastetheit (f=7,352, p=0,009). Beim zweiten Messzeitpunkt erreichten sie signifikant höhere Werte bei wahrgenommenen personalen (f=6,223, p=0,016) und professionellen Ressourcen (f=12,309, p=0,001), Selbstwirksamkeit (f=6,969, p=0,011), tendenziell höhere Werte bei sozialen Ressourcen (f=3,721, p=0,059) und Gesundheitszustand (f=3,783, p=0,057). Signifikant niedrigere Werte erreichten sie bei Belastetheit (f=3,759, p=0,05).
Messzeitpunktunterschiede
Signifikante Veränderungen zwischen den Messzeitpunkten über alle Gruppen zeigten sich nicht. Bei der Interaktion Zeit/Gruppe zeigte sich aber ein signifikanter Effekt bei Selbstwirksamkeit (f=8,860, p=0,004): Der Wert der RehabilitandInnen ist angestiegen, der der ArbeitnehmerInnen gesunken.
Schlussfolgerungen:
1. Die Korrelations- und Regressionsanalysen sowie die Strukturgleichungsmodelle zeigen an beiden Messzeitpunkten weitgehend modellgerechte Zusammenhänge.
2. Die Unterschiede zwischen den Gruppen sind weitgehend modellgerecht und signifikant. Die ArbeitnehmerInnen schätzen sich mit wenigen Ausnahmen besser ein als die RehabilitandInnen.
3. Auch der signifikante Interaktionseffekt Zeit/Gruppe bei Selbstwirksamkeit entspricht den Erwartungen. Wahrscheinlich ist der kurze Zeitraum zwischen den Erhebungen dafür verantwortlich, dass sich bei den anderen Variablen keine signifikanten Interaktionseffekte gezeigt haben.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass Fragebogen und Untersuchungsmodell für die weitere Untersuchung der Fragestellung brauchbar sind.